Kinderhandballspielleiter
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Mit Respekt und lautem Pfiff
Handball: Kinderhandball-Spielleiter sind mittlerweile ein wichtiger Baustein für die Spieltage
Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung 21. Juni 2019
Von Annette Nüßle
Der Mangel an Schiedsrichtern ist ein bekanntes Problem. In den unteren Altersklassen geht der Württembergische Handballverband seit 2017 mit dem Konzept der Kinderhandball-Spielleiter neue Wege. Jonas Bollinger ist einer der ersten Kinderhandball-Spielleiter beim TSV Ehningen und steht seit der Ausbildung immer wieder bei Spieltagen auf dem Spielfeld. „Wir sind sehr froh, dass wir eine Gruppe von Kinderhandball-Spielleitern in unserer Abteilung haben“, sagt Jörg Hanselmann, Schiedsrichterobmann beim TSV Ehningen. „Sie sorgenmit dafür, dass Spieltage der Minis, der E- und D-Jugend und auch die Einzelspiele der D-Jugend problemlos bei uns in Ehningen durchgeführt werden können.“ Jörg Hanselmann ist es auch, der die Jugendlichen betreut und unter anderem als Pate mit in der Halle ist. „Wir halten uns im Hintergrund, geben vorher einigeTipps und sind im Notfall eine Unterstützung bei offenen Fragen.“ Aktuell sind es sechs Jungen, die diese Funktion in der heimischen Halle ausüben. „Wir hoffen natürlich, dass sich in Zukunft noch mehr Jungen und Mädchen für diese Schulung interessieren und wir die Gruppe vergrößern können.“ Wenn Jonas Bollinger das türkisfarbene T-Shirt anzieht und aufs Spielfeld geht, dann macht ihm das viel Spaß. „Ich habe in der Schulung aber vor allem im praktischen Einsatz schon viel gelernt“, sagt er. Die Sichtweise eines Schiedsrichters bei Spielen ist so für ihn verständlicher geworden. Auch hat das Gelernte beim eigenen Spielaufbau viel geholfen. „Mittlerweile spiele ich selbst nicht mehr aktiv“, sagt der 14-Jährige, „ich habe einfach zu viele Interessen, und die Aufgabe als Kinderhandball-Spielleiter ist mir wichtiger als das eigene Spiel.“ Hohe Akzeptanz Auf die Frage, ob denn er und seine Entscheidungen auf dem Spielfeld auch akzeptiert werden, kann er nur Positives berichten. Alle Kinderhandball-Spielleiter werden von den jungen Spielern zu 100 Prozent akzeptiert, und auch von den Trainern der einzelnen Mannschaften erhalten sie viel positives Feedback. „Ich habe schon oft erlebt, dass Eltern oder Trainer hinterher zu mir gekommen sind und sich für die faire Spielleitung bedankt haben.“ Aussagen wie „Gut, dass Du pfeifst“ oder „Klasse gemacht“ motivieren ihn und seine fünf Kollegen, auch beim nächsten Einsatz wieder voll bei der Sache zu sein. Schulung und Feedback „Wir wollen durch den Einsatz der Kinderhandball- Spielleiter aber nicht nur unseren Spielbetrieb gewährleisten, sondern bieten den Jugendlichen auch ein ganz besonderes Erfahrungsfeld an“, sagt Jörg Hanselmann, der selbst Schiedsrichter ist. Durch die Schulung und das Feedback lernen die Jugendlichen, sich durchzusetzen, Entscheidungen zu treffen und diese auch zu vertreten. „Ich sage immer, ganz wichtig sind ein klares Auftreten und klare Ansagen. Das hilft übrigens auch in der Schule oder im Privatleben.“ Mit Blick auf die Situation der Schiedsrichter freut sich Hanselmann darauf, dass bereits nächstes Jahr die ersten Kinderhandball-Spielleiter die Ausbildung zum Schiedsrichter absolvieren können. „Wir sind guten Mutes, dass einige dann die Ausbildung durchlaufen und uns zukünftig dann auch für andere Klassen zur Verfügung stehen“, hofft er. Klare Ansage auf der Brust und auf dem Rücken: Jonas Bollinger und Jonathan Baldinus gehören zu den Kinderhandball-Spielleitern des TSV Ehningen.